Nur noch wenige Tage bis Heiligabend. Ich haste durch die gut gefüllte Koblenzer Innenstadt, vorbei an den Geschäften auf der Löhrstraße, der Eisbahn am Kulturbau und dem Weihnachtsmarkt auf dem Münzplatz. Ich höre das stimmige Gemurmel der Menschen, spüre hier und da ein hektisches Rempeln, nehme Weihnachtsmusik und das Quietschen des Kinderkarussells leise wahr, ich rieche den Duft von Glühwein, gebrannten Mandeln und Bratwurst. Weihnachtsstimmung. In meinem Kopf aber kreisen die Gedanken. In der linken Hosentasche fühle ich die lange To-do-Liste, darauf notiert all die Dinge, die ich noch bis zum Fest erledigen mag. Es bleibt also nicht wirklich viel Zeit zum Verweilen, denke ich etwas wehmütig. Und dann, inmitten all meiner Gedanken sehe ich plötzlich diesen hell leuchtenden Stern in einem Geschäft in der Koblenzer Altstadt. Zwischen den im Schaufenster ausgestellten Schuhen strahlt er mich an, lässt mich mit seinem Glanz Innenhalten und Staunen. Ich bleibe stehen und betrachte dieses Kunstwerk. Was für eine wunderbare Weihnachtsdekoration, denke ich noch und eile kurz darauf weiter.

Wenige Tage später treffe ich mich mit der Preisträgerin Kreativsonar 2016, der Kürschnermeisterin Martina Stertz. Wir wollen uns kennenlernen, vielleicht sogar die ein oder andere gemeinsame Idee entwickeln.

Ich betrete das Geschäft in der Koblenzer Innenstadt. Noch bevor mich Martina und ihre Schwester Kerstin Stertz begrüßen, bleibe ich einen Moment verwundert stehen. Diese strahlenden Sterne, die kenne ich doch?

Sterne im Schaufenster von Martina Stertz – Pelz, Gestaltung & Mode in Koblenz

Die beiden Frauen lächeln als ich ihnen erzähle, wie sehr ich diese Weihnachtsdekoration mag. Sie nicken zustimmend, erzählen mir aber dann, dass diese Sterne nicht nur ihre Schaufenster schmücken sondern vor allem für soziale regionale Projekte leuchten. „Die Sterne“, so Martina Stertz, „können gekauft oder gemietet werden und von jedem Kauf- oder Mietbetrag fließt dann ein Teil in ein soziales Projekt. Ganze Städte haben sich schon mit solchen Aktionen beteiligt“, sagt Martina Stertz, „und für mich war es eine Herzensangelegenheit, zwölf dieser Sterne nach Koblenz zu holen. Jochen Maas, der die Sterne kreiert und damit das Stern-Projekt initiiert hat, habe ich im letzten Jahr kennengelernt.“

Martina Stertz – Pelz, Gestaltung & Mode in Koblenz (Foto: Karina Schuh Photography)

Das klingt spannend. Ich möchte mehr darüber erfahren und frage Martina Stertz,  welchen Zweck die Sterne in Koblenz erfüllen können.
„Ich möchte ein Zeichen gegen Altersarmut setzen.“ sagt sie kämpferisch. „Wer einmal durch die Stadt geht, hin- statt wegschaut, sieht, dass Altersarmut dramatisch zunimmt, auch in unserer Stadt. Und der Erlös aus dieser Aktion wird einem Zweck zugeführt, mit dem Altersarmut gelindert werden kann.“

Und wer entscheidet das, frage ich nach.
„Derjenige, der die Sterne in die Stadt holt.“ sagt sie und erklärt mir, dass es dabei keine Rolle spiele, ob es sich um eine Privatperson, einen Verein, ein Unternehmen etc. handelt. „Ich möchte eine gute Idee aufgreifen und nach Koblenz tragen und ich würde mich freuen, wenn diese Idee wachsen und fester Bestandteil in unserer Stadt werden würde. Wichtig ist mir auch, dass ich regional helfen kann, vor Ort sozusagen“

Aber dazu müssen die Menschen doch wissen, warum diese Sterne leuchten, geht es mir durch den Kopf. Und sie müssen wissen, wie sie sich beteiligen können, denke ich weiter. Wer beteiligt sich überhaupt in diesem Jahr?
Martina und Kerstin Stertz beantworten geduldig meine Fragen. Sie erzählen mir, dass sie diese Aktion spontan und innerhalb von zwei Wochen etabliert haben. Sie waren begeistert, dass sich so viele Interessenten für die Sterne finden ließen und, so Kerstin Stertz „ wenn die Zeit nicht so knapp gewesen wäre, würden noch mehr Sterne in Koblenz leuchten.“ Und Martina Stertz ergänzt überzeugend „im nächsten Jahr leuchten sie!“

Bankhaus Seligmann, ehemaliges Bankgebäude der jüdisch-evangelischen Familie Seligmann

Wir unterhalten uns noch sehr lange. Ich bin sehr beeindruckt und als ich das Geschäft an diesem Abend verlasse, steht für mich fest:  Ich möchte mehr über die Aktion wissen, die daran Beteiligten kennenlernen, etwas über ihre Motive erfahren. Altersarmut, ein Thema, mit dem ich mich bisher nicht auseinandergesetzt habe, wofür mich aber die beiden engagierten Frauen sensibilisiert haben. Ich möchte darüber berichten.

Und so recherchiere ich nun zum Thema Altersarmut in unserer Gesellschaft. Ich lese, dass die Angst vor Altersarmut in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen ist, dass sich jeder zweite Bundesbürger fürchtet, dass Rente und Erspartes für den Ruhestand nicht ausreichen.[1] Ich erfahre, dass sich die Zahl der Senioren, die sich Gratisessen bei Tafeln holen, in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat[2], dass besonders Frauen und Personen mit niedrigem Einkommen von der Altersarmut bedroht sind[3]. Ich höre etwas über demografischen Wandel, sinkendes Rentenniveau, niedrige Zinsen.

Firma Jul. Caspary Glas+Fenster

Kerstin Stertz hat inzwischen die Termine koordiniert und vereinbart. Die nächsten Tage werden intensiv. Ich bin neugierig,  treffe engagierte Menschen, führe viele interessante Gespräche und sehe sie leuchten, die Sterne, für diesen guten Zweck.

Vielen der Beteiligten ist es vor allem wichtig, regionale Projekt zu unterstützten und den Menschen vor Ort direkt zu helfen, wie mir Dr. Thomas Klose bestätigt. Und  Andrea Friedrich ergänzt für alle, dass solche Aktionen nicht nur zur Weihnachtszeit sondern das ganze Jahr über stattfinden sollten.

Das wäre doch schön, wenn im nächsten Jahr noch mehr Sterne in Koblenz  leuchten würden. Denn, das bestätigt auch Carl-Günther Benninghoven, an dieser  Aktion kann sich jeder beteiligen und etwas Schönes mit etwas Nützlichem verbinden.

Na dann, Koblenz, leuchte!

Und ganz sicher, über die Übergabe des Erlöses werde ich ebenfalls gerne berichten.

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Am Stern-Projekt in Koblenz, initiiert in Koblenz von Martina Stertz, beteiligen sich:

Jan-Holger Nahler

Es ist für mich befremdend, dass es in unserem reichen Land Altersarmut gibt. Und so habe ich diese Aktion spontan und sehr gerne unterstützt, auch weil direkt Menschen in unserer Stadt geholfen wird. Ich bin Martina Stertz für ihre Initiative sehr dankbar.
Jan-Holger Nahler, EWTO Akademie Koblenz

Uwe Hochhalter

Ich bin Unternehmer, Sportler und Christ und ich lebe nach dem Prinzip, liebe deinen Nächsten. Das sind nicht nur Worte. Für mich heißt das konkret, unterstützen und helfen. Und das tue ich auch hier bei dieser Aktion und für diesen Zweck. Als Martina Stertz mich gefragt hat, habe ich sofort zugesagt. Wir müssen anfangen, voran gehen, nur so können wir etwas bewegen, in der Gesellschaft und jetzt hier in unserer wunderschönen Stadt.
Uwe Hochhalter, EMOTIONS

Carl-Günther Benninghoven

Die Sterne sind eine schöne Weihnachtsdekoration und, und das hat mich sofort angesprochen, sie stehen vor allem für einem guten Zweck. Als Vorstand des Koblenzer Stadtmarketings beschäftigen wir uns auch jedes Jahr wieder mit der Dekoration zur Advents- und Weihnachtszeit in Koblenz. Und bei dieser Aktion können wir etwas Schönes mit etwas Nützlichem verbinden.  Jeder kann sich beteiligen und ich würde mich freuen, wenn im nächsten Jahr die Beteiligung wächst. Für mich persönlich sind aber auch die Personen, die hinter der der Aktion stehen, wichtig. Und diese Menschen machen die Aktion sympathisch.
Carl-Günther Benninghoven, Bankhaus Seligmann, ehemaliges Bankgebäude der jüdisch-evangelischen Familie Seligmann

Andrea Friedrich

Solche Aktionen sollten das ganze Jahr stattfinden, nicht nur zur Weihnachtszeit. Wir als Unternehmer können und sollten auch etwas tun. Und für mich ist es besonders wichtig, vor Ort, hier in Koblenz, zu unterstützen.  Altersarmut ist ein Thema, vor dem wir nicht die Augen verschließen sollten.
Andrea Friedrich, RLP-TV

Dr. Thomas Klose

Unternehmen sind ein Sicherungsseil der Gesellschaft und wir als Unternehmer können mit solchen Aktionen aufmerksam machen und Zeichen setzen. Nur so wird das in von Öffentlichkeit wahrgenommen. Mir ist es besonders wichtig, regionale Projekte zu unterstützen, den Menschen vor Ort direkt zu helfen.
Dr. Thomas Klose, Sonnenschein-Apotheke

 

Stephanie Kohnke und Ingo Caspary

Diese Aktion, zumal regional, ist eine gute Sache, die wir gerne unterstützen. Und, eine Aktion, die wir uns ganz bewusst ausgesucht haben, denn wir möchten auf das Thema Altersarmut in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Es wäre schön, wenn sich im nächsten Jahr noch weitere Unternehmen beteiligen, denn mehr ist schließlich mehr… und das Thema geht uns alle an.
Stephanie Kohnke und Ingo Caspary, Jul. Caspary Glas+Fenster

Andrea Regnery

Die Sterne sind einfach wunderschön. Sie sind aber nicht nur dekorativ, sondern stehen auch für einen caritariven Zweck, den ich gerne unterstütze. Und so leuchten jetzt zwei dieser Sterne in meinem Fenster. Gutes tun, nicht nur in der Weihnachtszeit, das ist mir sehr wichtig. An der Aktion hätte ich mich auch zu einer anderen Jahreszeit, im Sommer zum Beispiel, sehr gerne beteiligt.
Andrea Regnery, Cura Versicherungsvermittlung Koblenz

Rudolf Fetz

Ich unterstütze gerne und oft caritative Zwecke, vor allem hier bei uns in der Region. Der  Stern hier wird gut wahrgenommen, da sich eine Spielhalle gegenüber unserer Firma befindet und dort immer viele Menschen sind.
Rudolf Fetz, Rudolf Fetz-Bedachungen


Valeska Friesenhahn

Ich möchte ein Zeichen setzen gegen Altersarmut in unserer Gesellschaft. Darum unterstütze ich diese Aktion.
Valeska Friesenhahn, Laurino, der Schuhladen

Jörg A. Kienle

In meiner täglichen Arbeit in der KFM Kienle Finanz-Manufaktur GmbH setze ich mich regelmäßig mit der Lebenssituation der Menschen im Alter auseinander. Auch kennen unsere Praxen im Gesundheitszentrum rechts des Rheins die Situation, dass medizinische Grundversorgung für Menschen zum Luxusgut werden kann. Aufmerksamkeit zu schaffen und vor Ort Unterstützung zu leisten – bei einer Herausforderung die in der breiten Öffentlichkeit vermutlich übersehen wird – ist mir ganz persönlich und allen Gesellschaftern des Gesundheitszentrum in Ehrenbreitstein eine Herzensangelegenheit.
Jörg A. Kienle, KFM Kienle Finanz-Manufaktur GmbH und Gesundheitszentrum Rechts des Rheins Koblenz-Ehrenbreitstein GmbH & Co. Immobilienverwaltungs KG

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[1] https://www.welt.de/wirtschaft/article172065157/EY-Umfrage-Der-Riss-durch-die-deutsche-Gesellschaft-vertieft-sich.html

[2] http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-12/altersarmut-gesetzliche-rentenversicherung-tafeln-jochen-bruehl

[3] https://www.financescout24.de/wissen/ratgeber/altersarmut